HomeBlick in den Westen: Fangewalt und Rechtsradikalismus in den Stadien der Bundesliga

Blick in den Westen: Fangewalt und Rechtsradikalismus in den Stadien der Bundesliga

Die Polizei in der Bundesrepublik ist seit den frühen 1950er Jahren in und um die Fußballstadien präsent, um für Ordnung und Sicherheit zu sorgen. Spätestens seit den 1970er Jahren nimmt die Gewalt in den Fußballstadien Europas mehr und mehr zu. Skinheads und Hooligans tragen ihre Kämpfe öffentlich auf den Traversen aus und prägen die Atmosphäre in den Stadien. Trauriger Höhepunkt ist die Katastrophe im Brüsseler Heyselstadion beim Europapokalfinale der Landesmeister 1985, als bei einer durch Hooligans ausgelösten Massenpanik 39 Menschen sterben. Die Politik in ganz Europa versucht, dem gewalttätigen Treiben ein Ende zu bereiten. Das MfS beobachtet die Maßnahmen im Westen, eine Arbeitsgruppe wertet die Presse aus. Die Einschätzung der Lage durch die DDR-Sicherheitsorgane ist ideologisch bestimmt: Das gewaltbereite Auftreten der Fans in DDR-Stadien wird allein als “Verherrlichung” und Nachahmung westlicher Subkultur gedeutet. Damit nimmt sich der SED-Staat in Bezug auf die Ursachen von Fangewalt selbst aus der Verantwortung.

In der Bundesrepublik versucht die Polizei, mit einer Doppelstrategie gegen Gewalt und Rechtsradikalismus in den Fußballstadien vorzugehen: sie reagiert einerseits mit Härte gegen Gewalt und setzt zugleich auf Präventionsarbeit, um Gewalt zukünftig zu verhindern. Erstes Todesopfer in der Bundesrepublik ist 1982 der Bremer Werder-Fan Adrian Maleika, der von einer rechtsradikalen Hooligangruppe des HSV überfallen und von einem Stein am Kopf getroffen wird. Die Landeskriminalämter und der Verfassungsschutz nehmen fortan die gewaltbereite Szene noch stärker in den Blick. Während in der DDR das Gewaltproblem öffentlich kaum Erwähnung findet, entwickelt sich in der Bundesrepublik ein breiter gesellschaftlicher Diskurs, der von den Medien und der Wissenschaft begleitet wird. Fotos und Filmaufnahmen von Stadiongewalt stoßen die Debatte immer wieder von Neuem an.

Ein Polizist mit Kamera geht beim EM-Endspiel 1988 zwischen den Niederlanden und der Sowjetunion in München seiner Arbeit nach. Gewalttätige Fangruppen stehen nach der
Katastrophe von Heysel im Fokus. (1)

Berittene Polizisten versuchen, dem Massenandrang der Fans beim Derby zwischen Schalke 04 und dem BVB 1958 im Stadion Rote Erde in Dortmund Herr zu werden. (2)

Überfülltes Stadion beim Revier-Derby in Essen: Die Polizei beobachtet 1959 das Zuschauerverhalten beim Spiel zwischen Rot-Weiss Essen und Schalke 04. (3)

Die Polizei ist in der Meistersaison von Eintracht Braunschweig 1967 im Stadion präsent. (4)

Jugendliche Fans des 1. FC Nürnberg fallen 1968 mit aggressivem Verhalten im Münchner Stadion an der Grünwalder Straße beim Bundesligaspiel des Clubs gegen den FC Bayern auf. Die Polizei schreitet ein. (5)

Ein Polizist sichert 1981 im Gelsenkirchner Parkstadion den Stadionzugang. (6)

Überwachung der Fans von Schalke 04 im Sommer 1989 bei der Anreise zum Stadion von Rot-Weiss Essen durch berittene Polizei. (7)

Im Vorfeld des Revierderbys zwischen Schalke 04 und Borussia Dortmund eskaliert Mitte der 1970er Jahre die Gewalt. Die Fangruppen geraten bereits auf dem Weg ins Stadion aneinander. Auf dem Abzug hat der Fotograf Markierungen für den Beschnitt der Aufnahme gesetzt. (8)

Gewalttätige Ausschreitungen beim Bundesligaspiel zwischen den Anhängern von Hertha BSC und dem Hamburger SV 1973. (9)

Im Vorfeld des Europameisterschaftsfinales zwischen der DFB-Elf und der Sowjetunion 1972 in Brüssel greift die belgische Polizei hart durch. Ein auffälliger deutscher Schlachtenbummler wird im Schwitzkasten abgeführt. (10)

Polizeikräfte sichern den Autokorso der Meistermannschaft von Eintracht Braunschweig im Sommer 1967 in der Braunschweiger Innenstadt. (11)

Die Meisterschale und Peter Grosser, Kapitän der Meistermannschaft TSV 1860 München, erhalten im Stadion an der Grünwalder Straße in München von der Polizei Geleitschutz. Der Verein präsentiert zu Beginn der neuen Saison 1966/67 im August 1966 die Meistertrophäe seinen Fans und Zuschauern. (12)

Die Polizei regelt den Anmarsch und die Anfahrt der Fans zum Georg-Melches-Stadion im Vorfeld eines Bundesligaspiels von Rot-Weiss Essen,1969. (13)

Franz Beckenbauer verlässt unter Geleitschutz der Polizei den „Betzenberg“ in Kaiserslautern. Der FC Bayern verlor im Oktober 1973 in einem geschichtsträchtigen Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern mit 4:7. (14)

Freude bei Jupp Heynckes (Borussia Mönchengladbach): Nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft 1971 geht der Borussen-Star durch ein Spalier von Polizisten. (15)

DFB-Pokalfinale 1988 im Berliner Olympiastadion zwischen Eintracht Frankfurt und dem VfL Bochum: Im vollbesetzten Eintrachtfanblock werden mit einer Polizeikette die Zuschauerränge gesichert. (16)

Einlasskontrolle vor den Toren des Berliner Olympiastadions: Die Polizei tastet Fans von Borussia Dortmund ab, die das DFB-Pokalfinale ihres Teams gegen Werder Bremen im Mai 1989 sehen wollen. (17)

DFB-Pokalfinale 1987: Im Berliner Olympiastadion herrscht eine Bombenstimmung. Der Hamburger SV trifft im Endspiel auf die Stuttgarter Kickers. Die Hamburger Fans werfen Rauchbomben auf die Laufbahn. (18)

Das MfS wertet westdeutsche Zeitungsartikel zu Fangewalt in der Bundesrepublik und Westeuropa aus. Darunter ist auch ein Beitrag über die Brüsseler Katastrophe im Heyselstadion beim Finale des Europapokals der Landesmeister von 1985 zwischen Juventus Turin und dem FC Liverpool. 39 Menschen sind aufgrund von Auseinandersetzungen zwischen Hooligangruppen beider Teams gestorben. (19)

Rückenansicht der Kutte eines Werder-Fans im Jahr 1982. Der Schriftzug „Tod und Hass dem HSV“ nimmt Bezug auf den Tod des Werder-Fans Adrian Maleika im gleichen Jahr. (20)

Beim Bundesligaspiel zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und dem VfB Stuttgart, Anfang der 1980er Jahre, wird ein gewaltbereiter Fan durch Polizeibeamte weggetragen. (21)

Fans von Werder Bremen bei der Beerdigung von Adrian Maleika. Der 16jährige Anhänger des Werder-Fanclubs „Die Treuen“ wird 1982 Opfer einer Gewalttat von Hooligans des Hamburger SV. (22)

Provokationen im Europapokal: Fans von Borussia Dortmund treffen 1966 vor dem Finale im Europapokal der Pokalsieger im Glasgower Hampton Park auf Anhänger des FC Liverpool. (23)

DFB-Pokalfinale 1987 im Berliner Olympiastadion: Die Polizei nimmt beim Spiel zwischen dem Hamburger SV und den Stuttgarter Kickers einen Hooligan in Gewahrsam. (24)

Polizisten führen am Rande des Bundesligaspiels des 1. FC Kaiserslautern gegen Rot-Weiß Oberhausen 1970 einen gewaltbereiten Fan ab. (25)

Die Braunschweiger Polizei greift beim Bundesligaspiel zwischen Eintracht Braunschweig und Borussia Dortmund im November 1976 hart gegen randalierende Fans aus Dortmund durch. (26)

Fanausschreitungen bei einem Bundesligaspiel im Sommer 1981: Die Polizei greift im Fanblock des VfB Stuttgart mit Festnahmen durch. (27)

Ein Polizist packt beim Zweitligaspiel der Stuttgarter Kickers gegen den 1. FC Saarbrücken im September 1979 einen auffälligen Saarbrücker Fan an der Kleidung, während ein anderer das Gespräch mit ihm sucht. (28)

Quellennachweise

1: IMAGO, Sportfoto Rudel

2: Pressebilderdienst Horst Müller GmbH

3: Pressebilderdienst Horst Müller GmbH

4: Stadtarchiv Braunschweig, Archiv Helmut Wesemann, 2 G IX 78/332/280/001

5: IMAGO, Sven Simon

6: Norbert Enker, laif

7: Marga Kingler, Fotoarchiv Ruhr Museum

8: Willi Römer, Bestand WR, Fotoarchiv Ruhr Museum

9: Fotograf unbekannt, PA Mager

10: IMAGO, Sven Simon

11: Stadtarchiv Braunschweig, Archiv Helmut Wesemann, 29a G IX 78/52/2/010

12: IMAGO, Sven Simon

13: Marga Kingler, Fotoarchiv Ruhr Museum

14: IMAGO, Sammy Minkoff

15: IMAGO, Ferdi Hartung

16: IMAGO, Kicker,Eissner, Liedel

17: IMAGO, Kicker, Eissner, Liedel

18: IMAGO, Ferdi Hartung

19: Bundesarchiv, MfS SED KL 2702 Bild 43 

20: Zentrum deutsche Sportgeschichte Berlin-Brandenburg e.V., Fotograf unbekannt

21: IMAGO, Sportfoto Rudel

22: IMAGO, Sven Simon

23: Pressebilderdienst Horst Müller GmbH

24: IMAGO, Sportfoto Rudel

25: IMAGO, Ferdi Hartung

26: IMAGO, Rust

27: IMAGO, Pressefoto Baumann

28: IMAGO, Pressefoto Baumann